Warum „nicht“ oft das Gegenteil bewirkt…
… und wie Eltern Botschaften klarer formulieren können.
Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Je öfter Sie zu Ihrem Kind sagen „Mach das nicht!“, desto wahrscheinlicher ist es, dass genau das passiert. Dieses Phänomen ist kein Zufall, sondern lässt sich durch die Arbeitsweise unseres Gehirns erklären.
Was im Gehirn passiert.
Das menschliche Gehirn hat Schwierigkeiten, Verneinungen wie „nicht“ zu verarbeiten. Sprachlich kann die linke Gehirnhälfte zwar verstehen, dass etwas verneint wird. Die rechte Gehirnhälfte arbeitet jedoch bildhaft und emotional – und sie „sieht“ sofort die Handlung oder das Objekt selbst, nicht die Verneinung.
Beispiel: Wenn Sie hören „Denke nicht an einen Elefanten!“ – taucht sofort das Bild des Elefanten in Ihrem Kopf auf.
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Hemisphären-Lateralisation belegen, dass Sprache und Bilder in unterschiedlichen Hirnarealen verarbeitet werden und dabei widersprüchliche Signale entstehen können.
Warum das im Alltag mit Kindern wichtig ist
Kinder reagieren besonders stark auf bildhafte Botschaften. Wenn Sie sagen „Nicht schreien!“, hört das kindliche Gehirn vor allem das Bild „schreien“. Die eigentliche Absicht – Ruhe – wird überlagert.
So entstehen Missverständnisse und oft genau das Verhalten, das vermieden werden sollte.
Von „weg von“-Botschaften zu
„hin zu“-Botschaften
Die Lösung: Formulieren Sie Ihre Anweisungen positiv, kurz und klar. Damit weiß das Gehirn sofort, was es tun soll.
Statt „Nicht vergessen“ => „Bitte merken“
Statt „Lauf nicht auf die Straße!“ => „Stopp!“
Statt „Bitte nicht streiten“ => „Friedlich spielen“
Statt „Nicht schreien!“ => „Sprich leise“
Praktische Tipps für Eltern
- Achten Sie bewusst auf Ihre Sprache im Alltag.
- Versuchen Sie, Verneinungen in positive Botschaften zu verwandeln.
- Halten Sie Anweisungen kurz – gerade in Stresssituationen ist weniger mehr.
- Üben Sie das Umformulieren Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal.
Fazit
Sprache beeinflusst Verhalten – besonders bei Kindern. Wenn Sie von „weg von“-Botschaften zu „hin zu“-Botschaften wechseln, vermeiden Sie Missverständnisse und helfen Ihrem Kind, klar und sicher zu reagieren.
Eine kleine Veränderung in der Wortwahl kann im Alltag eine große Wirkung entfalten.
